Nächste Seite: Berechnungsmodelle
Aufwärts: Beleuchtungsmodelle hin zur fotorealistischen
Vorherige Seite: Strahlungslehre
  Inhalt
Unterabschnitte
Die Theorie, die ansatzweise oben besprochen worden ist, beschreibt
nur ideale Oberflächen. Reale Oberflächen sind jedoch auch durch folgende
Eigenschaften gekennzeichnet:
- Sie bestehen aus keinem einheitlichen Material, dessen optischen
Eigenschaften bekannt (?) sind.
- Sie sind nicht optisch glatt, d.h. die optischen Eigenschaften werden
auch durch Mikro-Geometrie bestimmt.
- Es sind keine exakten Modelle zur Beschreibung der Materialien und der
Oberflächen bekannt.
- Man kennt nicht genügend Messdaten, um die obigen Formeln sinnvoll
anwenden zu können.
- Die einfallende Strahlung wechselwirkt mit dem gesamten Material, d.h. sie dringt in das Material ein und unterliegt dort wiederum anderen
physikalischen Gesetzen. (Diese Effekte sind insbesondere bei dünnen
Farbfilmen auf Metallen zu beachten.)
Metalle haben eine relativ geringe Emmisionsrate und damit
auch eine geringe Absorptionsrate . Demzufolge ist die Reflexionsrate
relativ hoch. Es gelten die folgenden Beziehungen:
- Mit steigendem Einfallswinkel steigt die
Emmisionsrate und damit sinkt die Reflexionsrate , d.h. je flacher man auf eine Metallplatte schaut, umso weniger spiegelt sie.
- Mit steigender Wellenlänge sinkt die Emmisionsrate
und damit steigt die Reflexionsrate . Kupfer macht hierbei eine
Ausnahme: ist relativ konstant bezüglich .
- Mit steigender Temperatur steigt die Emmisionsrate
und damit sinkt die Reflexionsrate .
- Für gewisse Wellenlängen- und Temperaturbereiche ist die
Emmisionsrate proportional zum elektrischen Widerstand des Metalles.
Optische Materialeigenschaften von Nicht-Metallen sind noch
weniger bekannt als die der Metalle. Nicht-Metalle verhalten sich
oft umgekehrt wie Metalle, insbesondere sinkt die Emmisionsrate
mit steigendem Einfallswinkel , d.h. schaut
man flach auf eine Nicht-Metallplatte, spiegelt sie mehr als bei direkter
Draufsicht.
Die Wellenlängenabhängigkeiten sind deutlich geringer als die der
Metalle. Dies gilt ebenso für die Temperaturabhängigkeit.
Mit anderen Worten, der
Brechungsindex ist annähernd konstant bezüglich und .
Eine Oberfläche kann--sofern sie keine Verwerfungen aufweist--als
eine zweidimensionale Funktion aufgefasst werden.
Für einen Punkt gibt die Abweichung der
Oberfläche vom Mittelwert an. Es gilt somit:
.
Für die Standardabweichung gilt:
|
mittlere Steigung |
|
mittlere Berg/Talabstand (correlation distance) |
|
mittlere Abweichung vom Mittelwert |
Für die Beziehungen zwischen den drei Parametern wird von Beckmann
(1963) aufgrund einer einfachen geometrischen Anschauung
und von Bennett (1961)
angegeben. Die zweite Formel ergibt sich unter der Annahme, dass
Gauss-verteilt ist. Ein korrekter Wert ergibt sich
nur aus der tatsächlichen Verteilung.
Nun kann man zwei Phenomene unterscheiden. Zum einen werden die
Reflexionseigenschaften des Materials geändert, da die Oberfläche
nicht mehr wie im theoretischen gefordert orientiert ist, was eine
Reduktion der Reflexionsrate zur Folge hat. Dies wird durch zwei
Reduktionsfaktoren und zum Ausdruck gebracht.
Zum anderen wird
möglicherweise reflektiertes oder einfallendes Licht durch die
Oberfläche selbst
abgeblockt--man könnte Selbstbeschattung sagen, was ebenfalls
die Reflexionsrate reduziert. Dies kann durch einen
Abschwächungsfaktor modelliert werden.
Bemerkung: In der Literatur wird oft mit
bezeichnet, sowie
als zusammengefasst.
Wir wollen drei Abschwächungsfaktoren angeben.
- Torrance und Sparrow (1963) führten eine geometrische Selbstabschwächung
nach einem einfachen Oberflächenmodell ein.
Es ergibt sich:
Dieser Faktor hat die Nachteile, dass er nicht stetig und nicht symmetrisch
ist,
- was bei dem
Faktor nach Sancer (1969), der mithilfe von Normalverteilungen
hergeleitet ist, nicht der Fall ist.
Dabei sind die Werte für und relativ kompliziert
zu berechnen:
d.h. berechnet das Gausssche Fehlerintegral. Dies ist
in mathematischen Bibliotheken (C-Compiler) als erf() enthalten.
Auch die Funktion ist als erfc() vorhanden. Für
den Sancer-Faktor ist eine weitere Materialeigenschaft
notwendig,
was bei Torrance und Sparrow nicht erforderlich ist.
- Torrance und Greenberg verwenden einen Faktor nach Smith und Bruce,
der noch komplizierter zu berechnen ist:
( und wie oben.)
Hier kann auch wiederum eingesetzt werden.
Die Oberfläche wird nicht mehr als einheitliche Fläche, sondern als
Ansammlung von Micro-Facetten beschrieben, von denen nur diejenigen
zu einer Reflexion beitragen, die entsprechend orientiert sind. Es
kommt also auf die Verteilung und die geometrische Anordnung
der Micro-Facetten innerhalb der
Oberfläche an. Dies kann durch zwei Faktoren und
modelliert werden. Als mögliche Verteilungen wurden die folgenden
vorgeschlagen:
- Phong
-
Diese Verteilung wird in den meisten einfachen Modellen (siehe Beschreibung
der Modelle) verwendet. Sie ist für das Entstehen von Schlaglichtern
verantwortlich.
- Torrance and Sparrow (1967)
- Auch diese Verteilung ist recht einfach, wurde jedoch selten
benutzt.
- Trowbridge und Reitz (1967)
- Eine weitere Verteilung ist
- Beckmann und Bahar (1963,1987)
- Die folgenden
Verteilungen nutzen eine statistische Beschreibung der
Oberflächeneigenschaften.
wobei
Der erste Term ergibt sich aus dem zweiten, wenn man nur das Anfangsglied
der Summe berücksichtigt. Der letzte Term ergibt sich durch eine
Grenzwertbetrachtung der Summe.
Unter Berücksichtigung von
kann der zweite Term
wie folgt umgeschrieben werden:
- Greenberg und Torrance
- erweitern diese Betrachtungsweise
indem sie einerseits nicht nur in dieser einfachen Form
betrachten, sondern dieses ebenfalls von den Winkeln abhängig
betrachten, also eine effektive Rauheit beschreiben, und andererseits
den geometrischen Faktor weitergehend analysieren,
so dass sogar Polarisationseigenschaften modelliert werden können.
Wir werden hier allerdings nur die vereinfachte Form angeben, die
für nicht polarisiertes Licht gilt.
Der Verteilungsabschwächungsfaktor ist analog dem der zweiten
Gleichung von Beckmann und Bahar :
allerdings wird bei der Berechnung von
nicht die einfache Beziehung für eingesetzt, sondern auch
hier wird eine effektive Rauheit eingesetzt:
wobei sich aus der Lösung der Gleichung
ergibt. Die beiden Werte und berechnen sich für den
einfallenden und den reflektierenden Vektor als:
wobei die --analog zu oben--die entsprechenden Winkel darstellen.
Der geometrische Abschwächungsfaktor wird wie folgt angegeben:
hierbei sind die Vektoren , und
Die beiden anderen Vektoren und werden analog
mithilfe von berechnet.
Nächste Seite: Berechnungsmodelle
Aufwärts: Beleuchtungsmodelle hin zur fotorealistischen
Vorherige Seite: Strahlungslehre
  Inhalt
© 2004/2005, A. Formella & D. Fellner, Universität Braunschweig